Ich sehe viele Hunde die können keine Sekunde irgendwo einfach nur stehen oder liegen. Hunde die total abdrehen, in die Leine beissen, den Menschen durch die Gegend ziehen, sich den ganzen Tag selber beschäftigen, Dinge klauen, Gegenstände anknabbern, dem Menschen ständig hinterher laufen, anspringen, auch mal zwicken usw.
Viele Menschen denken dass das normales Verhalten ist. Glaubt ihr das auch?
Ich nicht! Das ist kein normales Verhalten. Kein Hund würde sich so Verhalten in einem selbstbestimmten Leben. Habt ihr schon mal einen frei lebenden Hund auf der Strasse gesehen der sich so zeigt?
Viele dieser Hunde sind einfach total gestresst und haben zu wenig Ruhezeiten. Hunde brauchen mehr Schlaf als wir Menschen. 8h reichen nicht.
Dann werden viele von diesen Hunden den ganzen Tag gepuscht, beschäftigt und zugetextet. Wie soll der Hund denn zur Ruhe kommen wenn er den ganzen Tag im Fokus des Menschen steht? 3h spazieren gehen täglich ist nicht für jeden Hund sinnvoll. Er muss die ganzen Aussenreize verarbeiten können und das macht er im Schlaf.
Ich habe tatsächlich noch keinen einzigen Kundenhund gesehen in den letzten Jahren der unterbeschäftigt war. Das Gegenteil ist der Fall.
Gönnt euren Hunden mal eine Pause. Sie haben es verdient.
Bei vielen Hundebesitzern ist es ein feststehender Glaubenssatz, dass man Hunde richtig auslasten muss, ihnen den ganzen Tag Action ohne Ende bieten soll. Vom Welpenalter an wird der Hund beschäftigt. Welpenschule, Junghundetraining, Fortgeschrittenenkurs, Sportkurse, lange Spaziergänge, und, wenn der Hund nach dem Spaziergang völlig aufgedreht ist, noch mehr Beschäftigung zu Hause damit er endlich müde wird. Aber: Schiessen wir eventuell über das Ziel hinaus? Kann man auch zu viel machen?
Vielleicht sollten wir mal einen Blick werfen auf die Canidenforschung, die sich in den letzten Jahren vermehrt mit dem Verhalten und den Sozialstrukturen von Strassenhunden beschäftigt. Hunde, die ein selbstbestimmtes Leben führen, unternehmen über den Tag verteilt gar nicht so viel und machen auch keine unnötigen energieraubenden Anstrengungen. Bestimmte Dinge müssen erledigt werden wie zum Beispiel:
- Revierabschreitung
- Nahrungsversorgung
- Kurze Spiele (bei jüngeren Tieren)
- Soziale Interaktionen (sind gar nicht so häufig wie man denken würde)
Der „Rest“ der Zeit wird mit Ruhen und Schlafen verbracht. Und das können bis zu 18 Stunden sein, also ¾ des Tages!
Was heisst das für unsere Hunde und unseren Alltag?
Viel Ruhe! Gönnt Euren Hunden einfach mal Ruhe. An einem Platz im Haus wo er wirklich zur Ruhe kommen und sich zurückziehen kann – ohne gestört zu werden. Die Hunde sollten einfach mal Nichts tun, ohne dass der Mensch ein schlechtes Gewissen hat.
Es gibt viele Hunde, die unseren und ihren Alltag locker wegstecken und mit den ganzen Beschäftigungen gut umgehen können. Es gibt aber auch die anderen Hunde, die bei fehlenden Ruhezeiten Probleme bekommen wie z.B. körperlicher chronischer Stress. Dies führt dann oft dazu das Problemverhalten entsteht, die der Mensch nicht mehr in den Griff kriegt.
Gelassenheit und Souveränität entstehen aus einem klaren Geist, innerer Ruhe und präziser Wahrnehmung. Doch das gelingt nur entschleunigten Hunden und Menschen.