Die Opferrolle ist eine Haltung bei der die betroffene Person anderen die Schuld für ihr Leid oder ihr Schicksal gibt. Man kann in die Opferrolle gedrängt werden, die meisten Menschen entscheiden sich aber freiwillig dafür. Die Person sucht die Schuld bei anderen, hat immer viele Ausreden parat warum etwas nicht erledigt werden konnte, ist selbstgerecht und bequem. Weitere Themen sind Selbstmitleid und Vergleiche mit anderen Personen.

  • Bequemlichkeit
    Um etwas zu verändern muss man aktiv werden und sich anstrengen. Als Opfer tut man das aber nicht, sondern lässt andere das Unglück lösen.
  • Identität
    Opfer zu sein, gibt Schicksalsschlägen einen Sinn. Schmerz macht zudem besonders: Versager versagen, Opfer ertragen.
  • Aufmerksamkeit
    Wer am Boden liegt, erhält Trost, Mitleid und Fürsorge. Der Opferstatus löst Hilfsbereitschaft aus und vermittelt das Gefühl von Geborgenheit – als Bonus steht man im Mittelpunkt.
  • Angst
    Um die Opferrolle ablegen zu können, müssten Entscheidungen getroffen werden. Die aber können falsch sein. Also überlassen wir diese lieber anderen.

In die Opferrolle zu schlüpfen kann kurzfristig seelische Linderung bringen, langfristig ist sie aber Gift. Denn die Person gibt auch die Verantwortung ab für ihre eigenes Handeln und Tun. Ihr Verhalten wird nicht in Frage gestellt, weil ja die anderen Schuld sind. Die Person fühlt sich also gut, die anderen sind ja die Bösen und selber ist man diejenige, auf der herumgetrampelt wird.

Opferrolle erkennen

  1. Opfer übernehmen keine Verantwortung
    • Opfer suchen die Schuld bei anderen oder Umständen. Sie haben Ausreden, Rechtfertigungen und Schuldzuweisung.
    • Wer etwas will, findet Wege; wer etwas nicht will, findet Gründe.
  2. Opfer bemitleiden sich
    • Selbstmitleid ist wie ein Betäubungsmittel: Es beschert uns kurzfristig ein Wohlgefühl, macht aber süchtig und isoliert die Betroffenen von der Wirklichkeit. Statt einen Ausweg zu finden, verharren die Betroffenen in Frust und Ohnmachtsgefühlen. Die Folgen sind Antriebslosigkeit, sinkendes Selbstvertrauen, Depression.
  3. Opfer vergleichen sich
    • Ein Klassiker der Opferrolle: „Warum immer ich?“ Darin steckt Selbstmitleid über das eigene Schicksal und die Unfairness der Welt. Es ist aber auch ein Vergleich mit anderen, denen es vermeintlich immer besser geht. Vergleiche sind menschlich, sie helfen uns bei der Selbsteinschätzung. Ständiges Vergleichen ist aber ebenso ein sicherer Weg ins Unglück. Wir können dabei nie gewinnen: Es gibt immer Menschen, die schöner, reicher, stärker, witziger, schlauer sind als wir. Was wir dabei gewinnen, ist Neid und Bitterkeit.
  4. Opfer lästern
    • Lästern, Klatsch und Tratsch können befreiend wirken. Sie dienen uns teils sogar als soziales Warnsystem. Es sind aber auch Anzeichen für eine Opferrolle: Warum nicht das direkte Gespräch suchen? Wozu der Angriff hinter dem Rücken? Feigheit?
  5. Opfer sind undankbar
    • Wer nichts zu schätzen weiß und sich den Tag mit Nichtigkeiten vermiest, ist selber schuld. Dankbarkeit für das Erreichte, Zufriedenheit über kleine wie große Erfolge verhindert, dass wir es uns in der Opferrolle gemütlich machen. Fehlt der Dank, erkennen wir daran wieder die Geisteshaltung des Jammerers.

Es ist völlig okay, sich mal zu bedauern, zu weinen, zu lästern oder mies drauf zu sein. Es gibt kein Leben ohne Verletzungen. Ungesund aber ist die chronische Opferrolle. Wenn wir uns an diese Haltung gewöhnen. Je länger dieser Zustand andauert, desto schwieriger wird es die Opferrolle zu verlassen und abzulegen.

Das schwierigste, um aus der Opferrolle herauszukommen, ist, dass wir sie erkennen. Die Opferrolle hat auch immer etwas mit unserer Komfortzone zu tun. Also müssen wir ehrlich zu uns selber sein. Im zweiten Schritt benötig die Person einen starken Veränderungswillen. Es gilt, wieder Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, ins Handeln und Tun zu kommen und Lösungen zu entwickeln. Dazu kann man sich auch Hilfe holen.

Unser Gehirn ist erstaunlich gut darin, Tatsachen zu verdrehen. So merken wir selbst oft gar nicht, wie stark wir schon in der Rolle des Opfers stecken. Erst wenn Sie sich die Opferrolle bewusst vor Augen führen, können Sie etwas dagegen unternehmen, um diese zu verlassen.

Loslassen lernen

Opfer machen sich zu viele Sorgen über Dinge, die sie sowieso nicht kontrollieren können. Ein wesentlicher Schritt aus der Opferrolle ist, loszulassen und zu akzeptieren, was man nicht ändern kann. Deswegen sind wir noch lange keine Opfer! Also: Krönchen richten und aufstehen. Jammern hilft nicht.

Selbstwertgefühl stärken

Der beste Weg, die Opferrolle verlassen zu können, ist, das Selbstwertgefühl zu stärken. Wer schlecht von sich denkt, sich selber nicht liebt, nimmt leichter die Opferrolle an als Menschen mit innerer Stärke und Selbstliebe. Das gelingt, indem wir uns auf unsere Stärken konzentrieren, auf alles was wir schon erreicht haben, auch das was uns gefällt an uns (äusserlich und innerlich). Akzeptiere Dich so wie du bist. Zu bist grossartig, wertvoll, einzigartig! Das Leben ist kein Ponyhof – für keinen von uns. Unsere Haltung macht den Unterschied. Das Leben besteht nicht aus den Dingen, die uns passieren, sondern aus dem, was wir daraus machen und wie wir darauf reagieren.

Du fragst dich jetzt was das mit dem Hund zu tun hat? Ganz viel :-). Denn auf der einen Seite der Leine ist der Hund, aber auf der anderen Seite bist Du. Und beide Seiten sind wichtig und haben Themen die bearbeitet werden können/müssen.

 

Gerade im Hundetraining mit schwierigen Hunden kommt es oft vor, dass die Menschen sich nicht zutrauen die Probleme zu lösen. Das sie kein gutes Selbstwertgefühl haben und Angst zu versagen. Einige finden auch Ausreden warum sie nicht üben konnten, andere rechtfertigen sich bei anderen Hundehaltern, warum sich ihr Hund so verhält. Wieder Andere haben kein Geld oder keine Zeit um die Probleme anzugehen.

Hier mal ein kleines Beispiel das viele Personen kennen: Du gehst mit deinem Hund, der ein Problem hat bei Hundebegegnungen, spazieren. Er ist an der Leine. Euch kommt ein Hund entgegen der frei ist. Die Rufe des anderen Hundehalters nützen nichts, der Hund kommt immer näher. Dein Hund löst aus und hängt in der Leine.

Es gibt nun 2 Szenarien. Du regst dich auf über den anderen Halter und dessen Hund. Du schimpst und gehst wütend nach Hause, erzählst anderen Personen von deiner Begegnung und bekommst Zuspruch und das Lästern tut dir gut. Du machst die andere Person für die Situation verantwortlich.

2. Möglichkeit: Du lernst, andere Hunde wegzuschicken und arbeitest am Problem mit deinem Hund. Damit du solche Begegnungen entspannt meistern kannst.

 

Bei Szenario 1 fällst Du in die Opferrolle, du machst die andere Person daführ verantwortlich, das dein Hund gepöbelt hat und er sein Hund nicht im Griff hat. Du „hängst“ noch lange in dem Thema, da du mit anderen noch darüber redest.

Auch ich bin der Meinung, dass, wenn ein Hund nicht hört, er an die Leine sollte. Auch ich leine meine Hunde an wenn mir jemand entgegenkommt. Ich finde das respektvoll. Aber…. nicht jeder Mensch denkt so. Und wir können andere Menschen nicht ändern. Aber wir können an uns selber arbeiten und uns nicht mehr als Opfer sehen.

 

Also du siehst schon…. Der Mensch darf ins Tun kommen und an sich arbeiten.