Teamchef

In unserer Menschenwelt sind sie überall zu finden. Die Teamchefs. Sie sind Entscheidungsträger und sorgen auch für das Wohl der gesamten Gruppe, also auch für das Wohl jedes einzelnen Teammitgliedes.

Auch der Hunde lebt mit uns in einer sozialen Gruppe zusammen. Der Mensch sollte der Teamchef sein. Derjenige der die wichtigen Entscheidungen trifft. Derjenige auf den man sich verlassen kann.

Das gibt dem Hund Sicherheit und er  orientiert sich am Menschen. Ist diese soziale Struktur hergestellt dann gibt es mit dem Hund eigentlich keine grossen Probleme.

Nun kann es aber in so einer Gruppe Strukturen geben die verschoben sind. Das heisst dass der Hund im sozialen Status sehr hoch ist. Oft hat er sich diesen Status über einen Zeitraum erarbeitet, ohne dass der Mensch das bemerkt hat oder der Mensch hat ihm diese übergeordnete Rolle zugeteilt durch sein falsches Verhalten.

Ergebnis davon kann sein dass der Hund die Entscheidungen vom Menschen hinterfragt. Z.b. wird beim Rückruf erst noch markiert und ausgiebig geschnüffelt und der Mensch muss warten. Oder der Hund entscheidet dass das Sofa ihm gehört und macht sich breit. Öfters begrenzt der Hund den Menschen, nimmt Raum ein indem er sich vor ihn stellt, sich oft reibt an ihm, die Pfote auf den Fuss stellt oder auf die Füsse sitzt (auch bei Besuch), anstupst/anspringt wenn er etwas will, oder beim Spaziergang öfters mal "zufällig" die Seite wechselt und dem Menschen vor die Füsse läuft. Er kontrolliert die Gruppe, indem er im Haus hinterher läuft oder auch mal die Kinder massregelt.

Im schlimmsten Fall geht es so weit dass der Mensch nicht mehr aufs Sofa darf, oder der Partner nicht mehr ins Bett. Die Schlafzimmertür darf nicht mehr geschlossen werden weil der Hund dann rebelliert oder vielleicht auch den Teppich markiert. Umarmungen sind schwierig da der Hund dazwischen geht. In diesen Situationen wird dann auch geknurrt oder auch mal die Zähne eingesetzt.
Diese Hunde haben eigentlich immer Probleme damit Artgenossen zu kreuzen (statusbedingte Aggression).

Warum macht der Hund das? Da er zum Teamchef ernannt wurde, sichert er seinen Stauts. Einer muss es ja machen.
Zeigt ein Gruppenmitglied aus Sicht des Hundes Fehlverhalten wird dieses korrigiert.

Wie entsteht das nun dass der Hund eine übergeordnete Rolle einnehmen kann?
Ein häufiger Grund liegt darin das der Hund zu viel im Fokus des Menschen steht. Er steht im Mittelpunkt, seine Wünsche werden immer sofort erfüllt. Der Mensch setzt wenig oder keine Grenzen oder ist nicht konsequent. Menschen möchten immer "lieb" sein und Grenzen setzen fällt ihnen schwer. Sie verknüpfen das mit böse oder Härte.

Aus Sicht des Hundes sieht es dann so aus dass er, durch die viele Beachtung,  sehr wichtig ist und dadurch auch in einen höheren Status in der sozialen Beziehung gebracht wird. Er ist also auf sich alleine gestellt in der Führungsrolle. Und diese Rolle muss er eben übernehmen, weil es einfach jemanden braucht der die Entscheidungen trifft.

Hunde wollen keine Weltherrschaft aber sie sichern die Struktur in dem sozialen Gefüge um für Sicherheit zu sorgen. Es ist aber eigentlich nicht ihr Job sondern die des Menschen.
Denn mit so einer Führungsrolle sind ganz viele Hunde total überfordert.