Die Begriffe Aggression und Aggressivität bei Hunden werden oft synonym verwendet, beziehen sich jedoch auf unterschiedliche Aspekte des Verhaltens.
Aggression
Aggression beschreibt ein konkretes Verhalten, das ein Hund in einer bestimmten Situation zeigt. Dabei handelt es sich um eine direkte Handlung wie Knurren, Bellen, Zähne zeigen oder gar Angreifen, die darauf abzielt, eine Bedrohung abzuwehren, Dominanz zu demonstrieren oder Ressourcen zu verteidigen. Aggression ist also eine gezielte Reaktion auf einen bestimmten Auslöser und hat oft ein spezifisches Ziel – zum Beispiel den Abstand zu einer Bedrohung zu vergrößern oder das eigene Territorium zu schützen.
Aggressionsverhalten gehört zum Sozialverhalten eines Hundes.
Beispiele für Aggression:
- Ein Hund knurrt, wenn sich ein Fremder nähert.
- Ein Hund schnappt nach einem anderen Hund, der seinem Futter zu nahe kommt.
- Ein Hund bellt und stürzt auf einen Eindringling zu, um ihn zu vertreiben.
Aggression ist situationsabhängig und tritt meist nur auf, wenn ein bestimmter Auslöser vorhanden ist.
Aggressivität
Aggressivität hingegen beschreibt die allgemeine Neigung oder Veranlagung eines Hundes, aggressiv zu reagieren. Aggressivität ist somit eher ein übergreifendes Persönlichkeitsmerkmal oder eine Verhaltenstendenz, die anzeigt, wie leicht oder häufig ein Hund zu aggressivem Verhalten neigt. Sie kann durch genetische Faktoren, Erziehung und Umweltbedingungen beeinflusst werden. Ein Hund mit einer hohen Aggressivität reagiert schneller und intensiver aggressiv auf Bedrohungen oder Herausforderungen als ein Hund mit niedriger Aggressivität.
Beispiele für Aggressivität:
- Ein Hund, der von Natur aus eine hohe Aggressivität besitzt, zeigt möglicherweise häufiger aggressives Verhalten gegenüber Fremden oder anderen Hunden, auch in alltäglichen Situationen.
- Ein Hund mit niedriger Aggressivität reagiert hingegen seltener aggressiv und zeigt auch in Stresssituationen eher beschwichtigendes Verhalten oder zieht sich zurück.
Aggressivität ist also ein Persönlichkeitsmerkmal und weniger situationsabhängig als Aggression selbst.
Fazit
Während Aggression das konkrete Verhalten beschreibt, das der Hund in einer bestimmten Situation zeigt, bezieht sich Aggressivität auf seine generelle Bereitschaft oder Neigung zu aggressivem Verhalten. Das Verständnis dieser Unterschiede ist wichtig, um das Verhalten eines Hundes richtig einschätzen und entsprechend darauf eingehen zu können.
Defensive Aggression
bei Hunden ist ein Verhalten, das durch Furcht oder Unsicherheit ausgelöst wird. Diese Art von Aggression tritt auf, wenn ein Hund sich bedroht oder in die Enge getrieben fühlt und sich nicht anders zu helfen weiß, als aggressiv zu reagieren, um sich zu schützen. Defensive Aggression ist somit eine Reaktion auf wahrgenommene Bedrohung, die der Hund abwehren will, um sich in Sicherheit zu bringen.
Merkmale defensiver Aggression
Ein Hund, der defensiv aggressiv ist, zeigt oft Körpersignale, die eine Mischung aus Furcht und Abwehrbereitschaft ausdrücken:
Körperhaltung: Der Hund ist angespannt, wirkt aber oft geduckt oder versucht, sich kleiner zu machen. Er kann auch leicht nach hinten geneigt sein, bereit zum Rückzug, wenn möglich.
Ohren: Flach nach hinten angelegt, was Unsicherheit oder Furcht signalisiert.
Schwanz: Oft eingeklemmt oder tief getragen, ebenfalls ein Zeichen von Unsicherheit.
Blickkontakt: Häufiger Wechsel zwischen direktem Blickkontakt und Abwenden des Blicks, da der Hund unsicher ist, wie er reagieren soll.
Knurren, Bellen und Zähne zeigen: Diese Signale sind oft eher zögerlich und wirken weniger bestimmt als bei offensiver Aggression. Der Hund warnt, möchte aber in der Regel nicht angreifen.
Körpersprache: Der Hund zeigt typischerweise Stresssignale wie Gähnen, Lippenlecken, Hecheln und zitternde Bewegungen.
Ursachen defensiver Aggression
Defensive Aggression entsteht meist durch Angst oder Unsicherheit und kann verschiedene Ursachen haben:
1. Schlechte Erfahrungen: Hunde, die in der Vergangenheit traumatische oder bedrohliche Erfahrungen gemacht haben, können ängstlich und defensiv reagieren, wenn sie ähnliche Situationen erleben.
2. Mangelnde Sozialisierung: Hunde, die nicht ausreichend mit anderen Hunden, Menschen oder neuen Umgebungen sozialisiert wurden, fühlen sich schnell bedroht und reagieren defensiv.
3. Direkte Bedrohung: Wenn ein Hund sich in eine ausweglos erscheinende Situation gedrängt fühlt, in der er keine Fluchtmöglichkeit hat, reagiert er oft defensiv aggressiv.
4. Schmerzen oder Krankheit: Ein Hund, der Schmerzen hat oder sich unwohl fühlt, reagiert oft gereizt und defensiv, besonders wenn jemand den schmerzenden Bereich berührt.
Umgang mit defensiver Aggression
Um defensive Aggression zu reduzieren, ist ein Vorgehen erforderlich, das dem Hund mehr Sicherheit und Vertrauen gibt:
1. Abstand und Rückzug ermöglichen: Ein Hund, der aggressiv reagiert, weil er sich bedroht fühlt, sollte die Möglichkeit haben, Abstand zu gewinnen oder sich zurückzuziehen.
2. Körpersprache respektieren: Besitzer und fremde Personen sollten die Körpersignale eines Hundes beachten und sich zurückziehen, wenn der Hund Anzeichen von Angst oder Abwehr zeigt.
3. Gegenseitiges Vertrauen aufbauen: Vertrauensvolles Training hilft dem Hund, das Vertrauen in Menschen und in seine Umgebung wiederzugewinnen.
4. Desensibilisierung: Der Hund kann schrittweise an bestimmte Auslöser seiner Angst gewöhnt werden.
Offensive Aggression
bei Hunden ist ein Verhalten, das häufig von Dominanz, territorialem Schutztrieb oder Ressourcenverteidigung ausgelöst wird. Ein Hund, der offensiv aggressiv ist, zeigt keine Anzeichen von Angst oder Rückzug, sondern handelt bewusst und zielgerichtet, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ziel kann es sein, die Kontrolle über eine Situation zu erlangen oder das eigene Territorium, Futter, Spielzeug oder soziale Stellung zu verteidigen.
Merkmale offensiver Aggression
Ein offensiv aggressiver Hund zeigt oft selbstbewusste und dominante Körpersprache:
Körperhaltung: Der Hund wirkt groß und aufgerichtet, die Muskeln sind angespannt. Er versucht, seine Dominanz durch eine aufrechte Haltung zu unterstreichen.
Ohren: Nach vorne gerichtet, wachsam und aufmerksam.
Schwanz: Meist hochgetragen und oft leicht steif, was seine Entschlossenheit zeigt.
Blickkontakt: Starrer, ununterbrochener Blick auf die Person oder das Tier, das als Bedrohung oder Konkurrenz wahrgenommen wird.
Knurren und Bellen: Tiefes, kontrolliertes Knurren und Bellen, das eher warnend und entschlossen als ängstlich wirkt.
Vorwärtsbewegung: Der Hund geht meist aktiv und kontrolliert auf die "Bedrohung" zu, anstatt zurückzuweichen.
Ursachen offensiver Aggression
Offensive Aggression kann verschiedene Ursachen haben:
1. Territorialverhalten: Hunde, die ihr Revier verteidigen möchten, zeigen oft aggressives Verhalten gegenüber Fremden oder anderen Tieren, die in ihr Territorium eindringen. Dies ist besonders häufig bei Hunden, die stark auf ihr Zuhause oder ihren Garten fixiert sind.
2. Ressourcenverteidigung: Einige Hunde verteidigen Futter, Spielzeug oder andere Ressourcen aggressiv. Dies kann auftreten, wenn sie das Gefühl haben, dass jemand ihnen diese wichtigen Ressourcen wegnehmen könnte.
3. Soziale Dominanz: Bei bestimmten Hunden mit einem starken sozialen Rangbedürfnis kann aggressive Dominanz gegenüber anderen Hunden oder Menschen auftreten. Sie zeigen dieses Verhalten, um ihre Stellung im sozialen Gefüge zu behaupten.
4. Beschützerinstinkt: Hunde mit starkem Schutztrieb können offensiv aggressiv gegenüber Personen oder Tieren werden, die sie als Bedrohung für ihre Besitzer oder ihre Familie wahrnehmen.
Beispiele offensiver Aggression
Ein Hund bellt und knurrt einen Fremden an, der in sein Grundstück tritt, und geht dabei zielstrebig auf ihn zu.
Ein Hund zeigt aggressives Verhalten gegenüber einem anderen Hund, der in die Nähe seines Fressnapfes oder Spielzeugs kommt.
Ein Hund schirmt seinen Besitzer gegenüber anderen Menschen oder Hunden ab und zeigt Aggression, wenn jemand versucht, sich dem Besitzer zu nähern.
Umgang mit offensiver Aggression
Der Umgang mit offensiver Aggression erfordert konsequentes Training, Führung und Geduld.
1. Klare Grenzen setzen: Hunde brauchen klare Grenzen und Führung. Besitzer sollten sich als Führungsperson etablieren und dem Hund zeigen, dass er sich auf sie verlassen kann, um Situationen zu kontrollieren.
2. Gezieltes Training: Ein Verhaltenstraining kann dem Hund helfen, alternative Verhaltensweisen zu lernen.